Das Haus
Gebundenes weißes Buch mit 144 Seiten von Ilse Helbich, Erstausgabe aus 2009
Ilse Helbich erzählt in ihrem autobiographisch gefärbten Text Das Haus die Geschichte einer Frau, die sich mit über 60, entgegen aller Vernunft und entgegen dem wohlmeinenden Freundesrat, einen ›Herzenswunsch‹ erfüllt: Sie kauft ein altes Haus.
Es ist beinahe Liebe auf den ersten Blick – und das, obwohl das Haus in einem Dorf und in einer Gegend liegt, in die sie eigentlich nicht ziehen wollte. Mehr noch: Es ist baufällig und feucht, und für sie das Schlimmste: Es ist durch lieblose Umbauten und pragmatische Modernisierungen über Generationen komplett verunstaltet.
Und doch kauft sie dieses 'verletzte' Haus mit seinem 'verwilderten' Garten.
Diese Worte sagen viel über die Autorin und ihre Prosa: Ilse Helbich beschreibt Haus und Garten als geschundene Kreaturen, denen sie ihre ursprüngliche Form und Würde zurückgeben will. Zunächst mit Taten und später, indem sie dieses Buch schreibt, mit Worten. Dabei ist viel vom 'Hineinwachsen', 'Herausschälen', 'Entfalten' die Rede.
Der Bericht vom allmählichen Entstehen des Hauses, von den behutsamen Annäherungen an einzelne Nachbarn, ja auch die gemeinsam erlebte Flutkatastrophe, die die Fundamente des neuen Heims buchstäblich zu unterspülen droht, ist in seiner geradlinigen Schmucklosigkeit von ungeheurer Spannung. Und erreicht dort, wo die wortlose Einsamkeit, die sich gnadenlos verringernde Zukunft im Genuss der Natur und des Augenblicks sichtbar werden, eine weit über das Erzählte hinausgehende Bedeutung.
Ilse Helbich,
die erst mit 80 ihren ersten Roman publizierte, besitzt ein ganz außergewöhnliches Talent, das Wesentliche zu formulieren, einen fast buddhistischen Sinn für Konzentration und Leere.
Ilse Helbich, geboren 1923 in Wien, studierte Germanistik, arbeitete publizistisch u. a. zur Biografie Ludwig Wittgensteins und schrieb zahlreiche Radio-Collagen und in den 70er Jahren Kolumnen in der Presse. Sie lebt seit 1985 im Kamptal und in Wien. Helbich begann 1989 Prosa zu schreiben; ihr erster Roman, "Schwalbenschrift", erschien 2003, es folgten 2004 die Erzählung "Die alten Tage" und 2007 "Iststand. Sieben Erzählungen aus dem späten Leben".
Verlag Droschl, M
ISBN-10: 385420762X
ISBN-13: 978-3854207627
Maße: 13.4 x 2 x 18 cm
UNSPSC-Code: 55101500
Rezensionen auf Amazon:
Vor einigen Jahren legte Ilse Helbich, schon hochbetagt, unter dem Titel "Das Haus" ein stark autobiographisch geprägtes kleines Buch vor, in dem sie von einer Frau erzählt und ihren Erfahrungen im letzten Teil ihres Lebens.
Mitte sechzig ist diese namenlose Frau, als sie nach dem Tod der beiden Eltern eine nicht unbeträchtliche Erbschaft antritt. Ein ziemlich heruntergekommenes Anwesen am Fuß des Manhartsberges hat die Frau sich ausgesucht; dieses Haus soll ihr ersehntes Refugium für ihre letzte Lebenszeit werden.
Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Rückkehr zu alten Werten der Beständigkeit, Häuslichkeit und vor allen Dingen der Innerlichkeit. Und es ist ein philosophisches Dokument für die Erfahrung, dass wir in diesem Leben eigentlich "unbehaust" sind. Denn kaum hat sie sich nach einigen Jahren in ihrem Haus eingelebt, da beginnen schon Gedanken hochzusteigen vom Abschiednehmen und vom Tod, und davon, dass vielleicht ihre Nachkommen dieses Haus einmal mit Leben erfüllen werden.
"Das Haus" ist nicht nur der poetische Bericht über den gelungenen und doch begrenzten Versuch eines Heimischwerdens, sondern auch eine Ermutigung für alle Menschen, diese Suche nach einem solchen Ort in ihrem Leben, der immer auch ein existenzieller Ort ist, nicht aufzugeben. Es muss nicht für jeden bedeuten, ein altes Haus zu renovieren. Sein eigenes Leben in Ordnung zu bringen, es wohnlich zu machen und menschlich, reicht in der Regel schon aus.
Autobiografische Erzählung über einen Hauskauf
Ilse Helbich kauft mit 62 Jahren ein altes Haus in dem Ort Schönberg am Kamp in Österreich.
Das Haus ist eigentlich ein jahrhundertealter Dreiseithof, der stark renovierungsbedürftig ist. Sie verliebt sich sofort
in dieses alte Haus. Und obwohl alle ihr davon abraten, beginnt sie das Haus zu renovieren und zieht von der Stadt
in den kleinen Ort, in dem sie niemanden kennt.
Die Autorin schildert autobiografisch den Kauf des Hauses und die Renovierung. Sie beschreibt sehr genau das alte
Haus mit seinen Nebengebäuden und Kellergewölben. Sie beschreibt die Nachbarschaft, nebenan ist die alte Schmiede
und gegenüber die Volksschule. Sie erzählt von dem Dorf und den Menschen, die dort leben, und davon, dass sie dort
immer eine Fremde bleibt unter den Einheimischen.
Dennoch liebt sie ihr Haus und den Garten. Sie baut das Haus wieder auf, an dem jahrzehntelang nichts gemacht wurde
und gibt diesem verletzten Haus seine Seele zurück.
Das Buch ist nicht sehr spannend geschrieben und es gibt auch nicht viel Handlung. Es ist vielmehr eine beschreibende
Erzählung, bei der man die Liebe der Autorin zu dem Haus spürt. Dabei ist die Sprache der Autorin aber nie emotional,
sondern eher sachlich und zurückhaltend...
...poetisch, ruhig, unaufgeregt, ein Buch der leisen Töne. Eine Autorin die viel mehr Leser verdient, vermutlich zu ruhig und nachdenklich für viele, mir gefällt es aber genau so!
Im Jahr 2009, mit sechsundachtzig Jahren, legte I.H. ihre dritte literarische Veröffentlichung vor, den autobiographischen Bericht über die Renovierung und das Bewohnen ihres Hauses im Weinviertel.
Helbich ist Mitte sechzig, als sie eine Erbschaft macht und, wie fremdgesteuert, ein verfallenes, feuchtes, verunstaltetes Haus mit einem verwilderten Garten findet und erwirbt. Es war nicht die Gegend, die sie sich vorgestellt hatte, und auch eine Herzkrankheit sprach gegen dieses Unternehmen, aber die Autorin macht sich die Wiederherstellung der Schönheit und Harmonie des Ortes zur neuen Lebensaufgabe. Die LeserInnen werden ins Baugeschehen mit all seinen Erfolgen und Fehlschlägen hineingenommen. Die Beschreibung der Wege und Tätigkeiten, der Materialien, des Lichts und der Gerüche bringen einem den Ort so nahe, dass man meint, man müsse sich schon bei einem ersten Besuch dort zurechtfinden. Das Haus und das Dorf, die Nachbarn, die Bauleute, die Gärtnerin Frau Hedwig und später die Haushaltshilfe Cvijeta werden auch den LeserInnen zu Vertrauten. Die verschiedenen Orte im Garten, die Pflanzen und Tiere, die Freude über Gelungenes, das stete Bemühen, die innere Schönheit dieses Anwesens wieder frei zu legen, wird einem nachvollziehbar nahegebracht.
Vor allem aber wird einem die Autorin, diese so sensibel alle Entwicklungen beobachtende und reflektierende Frau, vertraut. Sie beginnt eine Beziehung zu einem Ort. Befragt diesen, lässt ihm aber auch seine Geheimnisse. Wäre nur unser Umgang mit uns selbst und anderen von dieser Achtsamkeit und diesem Respekt geprägt! Sie entwickelt ein fast dialogisches Verhältnis zu ihrem Haus, soweit gehend, dass sich der Ort nach und nach regeneriert bis er wieder für sich stehen kann und seine Besitzerin, fast möchte man sagen Partnerin, überleben wird.
Entlang der Geschichte dieser Beziehung verändert sich aber auch die Frau. Von der anfänglichen Überforderung, durch den Tiefpunkt einer schweren Lungenentzündung hindurch, wächst in ihr die Freude über ihr Heim, ihr erstes Heim, wie sie sagt, und über die verborgene Schönheit, die mehr und mehr zum Vorschein kommt.
Vom unermüdlichen Planen und Entwickeln geht die Frau über die Jahre ihren Weg in die Stille und Einsamkeit und in eine Haltung des heiteren Lassens.
Sie entfernt sich zunehmend von den Sorgen des Alltags und ihrer Familie und kommt in Einklang mit sich. Zuversichtlich übt sie auch das anstehende Loslassen. Ihr eigenes Leben wird still, das Haus hat eine freundliche, gelassene Schönheit wiedergefunden – und „es ist gut so“, schreibt sie.
DAS HAUS ist ein Text, der sich vordergründig mit der Geschichte einer Hausrenovierung befasst. Den Cantus firmus dahinter bildet aber die Entwicklung eines Menschen, der in Betrachtung, Achtsamkeit und Respekt einen Zugang zum eigenen Selbst sucht und findet.
Ich habe dieses Buch eben gerade zu Ende gelesen und es ist wahrscheinlich das schönste Buch, das ich je gelesen habe. Wenn man anfängt an das Altwerden und das Altsein zu denken und Angst davor hat, dann ist dieses Buch einfach wunderbar. Es ist eine wahre Geschichte, die Hauptdarstellerin hat auch Ängste, vor allem hat sie aber Mut. Einen unermesslichen Mut.
Nicht weil sie einfach so mutig ist, sondern weil sie ihre Ängste bezwingt und das tut, was sie sich tief innen wünscht. Es ist Poesie, die wir lesen dürfen. Es ist gleichzeitig spannend und entspannend. Obwohl es ein beschreibendes Buch ist, wollte ich weiter und weiter lesen. (Normalerweise mag ich keine Beschreibungen.)
Ich finde nicht, dass die Schriftstellerin distanziert schreibt, eher das Gegenteil. Auch das, was sie nicht mit uns Lesern teilt (den Tod ihrer Tochter), bringt sie mir näher. Distanziert wäre sie gewesen, wenn sie den Tod der Tochter nicht erwähnt hätte. Aber sie erwähnt ihn, und lässt uns mitfühlen. Es ist ein beschreibendes, ein beobachtendes Buch: das Haus, die Hauptdarstellerin, der Garten, etc. Alle sind irgendwie gleichwertig. Daher empfinde ich es als sehr positiv, dass das Buch in der dritten Person geschrieben wurde. Ich liebe dieses Buch und werde es noch in diesem Monat meinem Freund zum 65. Geburtstag schenken, denn er geht bald in Rente und macht sich 1000 Gedanken, und dieses Buch wird ihm Mut schenken.